Doppel-Botschaften sind eine tückische Angelegenheit, weil wir ihrer oft gar nicht bewusst sind. Insbesondere Führungskräfte wundern sich oft, weshalb sie zum Beispiel die Rückmeldung erhalten, dass sie nicht genügend Wertschätzung geben, obwohl sie nach eigenem Empfinden doch viel loben.
Das kann viele Gründe haben - einer davon sind Doppel-Botschaften. Sie untergraben die Glaubwürdigkeit des Sprechers. Doppel-Botschaft sagt, dass gleichzeitig zwei sich widersprechende Botschaften ausgesendet werden. Eine davon findet oft verbal mit Worten statt, die andere oft körpersprachlich. Ein typisches Beispiel ist: "Wir nehmen uns jetzt einmal gründlich Zeit für ...", und dabei schaut der Sprecher auf die Uhr. Oder "Ich bin immer offen für Feedback", und dabei geht der Sprecher aus dem Blickkontakt, verschränkt die Arme und wendet sich ab. Oft sind es auch nur Nuancen in der Sprachmelodie, die den Zuhörer skeptisch werden lassen.
Doppel-Botschaften entstehen oft dann, wenn wir rational wissen, dass ein bestimmtes Verhalten angemessen oder erwünscht ist, wir emotional aber nicht wirklich dahinterstehen. Umgangssprachlich wird dann oft gesagt: Die oder der sei nicht authentisch. Menschen haben ein sehr feines Gespür für solche Doppel-Botschaften.
Das Verwirrende an der Doppel-Botschaft ist, dass oft auf der Inhaltsebene und der Beziehungsebene widersprechende Aussagen gefällt werden. Für den Empfänger der Botschaft bedeutet dies, dass - egal wie sie oder er reagiert - es immer irgendwie falsch ist. Dieses Dilemma kann zutiefst verunsichernd wirken.
Tragisch wird eine Konstellation dann, wenn der Sender sich seiner Doppel-Botschaften nicht bewusst ist, und der Empfänger aufgrund hoher Sensibilität eine tiefe Verunsicherung verspürt. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist dann nicht möglich.
"Wenn es so ist, dass wir nur einen kleinen Teil von dem leben können, was in uns ist - was geschieht mit dem Rest?"
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Zitat aus "Nachtzug nach Lissabon" von Pascal Mercier